Vegan und Ayurveda – Passt das zusammen? Das ist eine Frage, die ich immer wieder gestellt bekomme. In diesem Blogpost beantworte ich sie euch ausführlich.

Seit gut zwei Wochen bin ich ayurvedische Ernährungs- und Gesundheitsberaterin. Nie im Leben hätte ich mir selbst einmal erträumen lassen, dass ich mich für das Thema Ayurveda so sehr interessiere, sodass ich in dem Bereich sogar eine Ausbildung machen werde. Der ayurvedische Ernährungsansatz war mir von Anfang an sehr sympathisch und ich habe mich darin gleich wohl gefühlt. In der letzten Zeit habe ich von vielen Leser und Followern immer wieder die Frage bekommen, ob die ayurvedische und die vegane Ernährung zusammen passt oder ob sich das direkt ausschließt. Wie vielen von euch bestimmt schon aufgefallen ist, sind meine Rezepte zu 99% vegan und ich selbst ernähre mich auch so. Dadurch habe ich mir die Frage selbst auch schon öfter gestellt und sie hat mich meine gesamte Ausbildung über begleitet.
Die Grundprinzipien im Ayurveda
Die ayurvedische Ernährung ist ein recht komplexes System und sie wird ganzheitlich an die individuelle Konstitution angepasst. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass die Ayurveda-Medizin eine frische, natürliche und abwechslungsreiche Ernährung empfiehlt. Ein wichtiger Punkt bei der ayurvedischen Ernährung ist, dass die Speisen leicht verdaulich und bekömmlich sein sollten. So spielen Gewürze und Kräuter eine große Rolle. Hülsenfrüchte können z.B. durch die Zugabe von Kreuzkümmel und Fenchelsamen bekömmlicher gemacht oder die Verdauung kann mit frischem Ingwer angeregt werden.
Ayurveda ist nicht grundsätzlich vegan
Fisch, Fleisch und Eier gelten im Ayurveda als sehr schwer verdaulich, sodass empfohlen wird diese zu meiden, sodass auch Dinge, wie Käse und Wurst nicht in den Speiseplan gehören. Ab und zu wird Fleisch medizinisch eingesetzt. So wirkt eine Kraftbrühe aus Rinderknochen oder eine Hühnersuppe sehr aufbauend und kräftigend und wird gerne bei Auszehrungen und Vata-Störungen eingesetzt.
Milch (damit ist die reine Milch gemeint, keine Milchprodukte) und Honig gelten im Ayurveda als sehr wertvoll, sodass spätestens hier klar wird, dass der Ayurveda keine vegane Ernährungsform ist. Dabei sollte allerdings berücksichtigt werden, dass der Ayurveda eine friedvolle und naturbelassene Ernährungsweise empfiehlt. Massentierhaltung, Milch mit hormonellen Rückständen und Antibiotika gab es vor ein paar tausend Jahren in Indien noch nicht, sodass dieses Phänomen auch nicht in den alten Schriften zu finden ist. Dementsprechend sollte man ein so altes medizinisches System auch immer versuchen in den modernen Kontext einzuordnen und es von verschiedenen Seiten beleuchten. Hätten wir alle selbst, so wie es damals oft der Fall war, eine eigene Kuh im Garten, würde alles ein bisschen anders aussehen und die Milch hätte auch eine andere Qualität.
Vegan und Ayurveda lässt sich gut miteinander vereinbaren
Die vegane Ernährungsphilosophie und der ayurvedische Ansatz lassen sich jedoch sehr gut miteinander vereinen. Schaut man auf die vegane Ernährungsweise aus einer spirituellen Sichtweise, so sieht man schnell, dass diese von Gewaltlosigkeit geprägt ist, was im Ayurveda eine wichtige Bedingung für das Gleichgewicht von Körper und Geist ist. So wird die vegane Ernährung heute unter anderem auch von vielen Yoga praktizierenden Menschen gelebt.
Ayurveda – Frei von Dogmen
Der Ayurveda stellt im Gegensatz zu vielen anderen Ernährungsweisen keine Dogmen oder feste Regeln auf. Vielmehr teilt er die Nahrungsmittel in 12 verschiedene Gruppen ein. Einige Gruppen sind z.B. Getreide, Hülsenfrüchte, Fette, Gemüse, Früchte usw.. Jede Gruppe an Nahrungsmitteln hat bestimmte Eigenschaften. So wirkt Getreide aufbauend, beruhigend und nährend. Gemüse hingegen wirkt vitalisierend und mobilisierend. Je nach Konstitution werden die dementsprechenden Nahrungsmittel ausgewählt.
Eine vegane Ernährung kann somit auch typgerecht gestaltet werden. So ist es für einen Vata-Typ, der sehr schmal ist, ein schwaches Nervensystem und oft Blähungen hat, zu trockener Haut und Kälte neigt wichtig, dass er viel wärmende Dinge und gute Fette zu sich nimmt. Dinge, wie Mandeln, Sesamöl, Datteln, Kürbis, Kartoffeln und Gewürze wie Zimt und Ingwer sind hier zu empfehlen. Für einen Pitta-Typ, der von Natur aus etwas kräftiger gebaut ist, über eine gute Körperkraft verfügt und ein starkes Verdauungsfeuer hat, aber auch eher zu Dingen wie Sodbrennen und Hautproblemen neigt, ist es wichtig nicht zu viele scharfe und saure Speisen zu sich zu nehmen. Blattgemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte sind genau richtig für diesen Typ. Reine Kapha-Typen neigen oft zu Schwere, Verschleimung und Antriebslosigkeit. Insgesamt ist der Stoffwechsel oft sehr langsam, sodass sie Schärfe in ihrem Essen gut vertragen.
Ihr merkt also, dass man die ayurvedische Ernährung auch sehr gut mit der veganen Ernährungsweise vereinbaren kann. Die häufigsten Fehler, die ich jedoch bei der veganen Ernährungsweise bei vielen Menschen sehe, ist, dass sie zu einseitig ausgerichtet ist. Es werden zu wenig gute Fette verzehrt und zu viel Rohkost gegessen. Der Körper kühlt dabei oft sehr aus und es kommt zu einem Mangel an bestimmten Nährstoffen, sowie Erkrankungen.
Ein ayurvedisch und veganer Speiseplan könnte folgendermaßen aussehen (dieser ist vor allem gut für Vata):
- Frühstück: Birnenporridge mit Zimt und Kardamom
- Mittagessen: Mung-Dal mit Reis, Gemüse aus dem Ofen, Guacamole und etwas Salat
- Abendessen: Kürbis-Kurkuma Suppe
- Snackideen: Heiße Schokolade, Goldene Milch, Gewürzmilch, Nüsse oder selbstgemachte Energiebällchen
Ich hoffe sehr, dass die Frage, ob Ayurveda und Vegan zusammenpassen, nun geklärt ist und dass ich einige von euch zu einer Ernährungsweise, die etwas mehr ayurvedisch angehaucht ist, inspirieren konnte.

Viele weitere Rezepte und Tipps findet ihr in meinem Buch „Vegan Ayurveda„.
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